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Warum Spotify bald keine Musiker mehr braucht

Stell dir vor, du bist CEO eines Musikstreaming-Unternehmens. Ein großer Teil deines Umsatzes musst du an Labels & Künstler auszahlen. Ärgerlich, aber ok, du hast keine andere Wahl – die Musik der Künstler:innen brauchst du ja. Oder etwa nicht?

Wie können wir die Kosten verringern?

Um die Kosten für Musik zu verringern, gehen wir wie folgt vor:

  1. Wir legen einen Schwerpunkt auf algorithmisch kuratierte Musik
  2. Die User orientieren sich an Songs, nicht mehr an Musikern
  3. Dann ersetzen wir die Musik durch KI-Musik

Das klingt total unrealistisch und nach Science Fiction? Lass uns mal genauer weiterdenken.

Algorithmische Kuration

Die User sollen nicht mehr Musiker:innen hören, sondern einzelne Songs, damit sie denken: “Geiler Song” – aber nicht mehr fragen: von wem ist der? Und schon startet der nächste Song … auch ganz toll. Mehr davon! Also müssen Playlists auch Alben ablösen.

Der Clue: wir stellen Anreize bereit, damit die Musiker selbst alles dafür machen, um auf unsere Playlists zu kommen. So müssen wir niemanden zwingen. Nach diesem Prinzip bringt Google die Webseitenbetreiber seit Jahren dazu, die Ideale der Suchmaschine selbst umzusetzen.

Durch sehr gute Empfehlungsalgorithmen & unsere riesige Datenbasis schaffen wir es, dass ca. 30 % der abgespielten Musik bereits von uns über Algorithmen kuratiert wird. Der Hörer entscheidet sich also nicht mehr aktiv für Songs und Musiker, sondern lässt sich von unseren Algorithmen leiten.

Ziel erreicht: Die Menschen hören Songs statt Musiker. Wichtig ist, dass der Song zur Vorliebe des Users passt. Von wem der Song ist? Egal.

Musik von einer Künstlichen Intelligenz

Mit unserer Datenbasis können wir auch neue Musik erstellen, die so ähnlich klingt, wie die Musik, die der User bereits mag. Diese KI-Musik schleusen wir einfach testweise heimlich in unsere Playlists.

Merkt der Hörer etwas?

Nein?

Großartig! Für diese KI Musik zahlen wir nix! Die Algorithmen sind von uns und das Urheberrecht liegt daher auch bei uns. Die französische GEMA hat’s vorgemacht – alle anderen sind nachgezogen.

📊 50 % Kostenreduktion

– Oh yeah!

Da nun jeder zweite Song von uns komponiert und interpretiert wird, zahlen wir nur noch halb so viele Gelder aus. Die Künstler haben kein Druckmittel mehr. (“ICH GEH ZU APPLE MUSIC!” – sollen sie doch machen.) Die Metadaten der Musik haben wir ja bereits.)

Unrealistisch?

Nur ein Teil meines Gedankenexperimentes ist fake. Manches ist bereits angelaufen (siehe Links).

P.S.

Ich war mal auf der Musikkonferenz „Sonic Vision“ in Luxemburg. Dort hat der ehemalige Manager von Pink Floyd (glaube ich) 2013 bereits folgende Erkenntnis gehabt:

Der finanzielle Wert von Musik wird in der Zukunft in den Daten liegen, die beim Musikhören anfallen. Wer hört? Wann hört er? In welcher Stimmung ist er? “Was” er hört – egal.

Also sprach er sich dafür aus, dass die Musiker diese Daten nicht kostenlos verschenken. Tja … der Zug ist abgefahren.


Beitragsbild von https://pixabay.com/de/illustrations/mann-musik-headset-karikatur-4807395/